Bund und Ländern fehlt es an Geld für die Bildung. An so mancher Schule lernt man das schon sehr anschaulich in der ersten Klasse.
Gastsprecherin: Sadie
Abonnieren: Apple Podcasts | Spotify | Android | Weitere
Limerick als Text anzeigen
Bei der Einschulung sagte Tabea: „Wo sind wir denn hier? Nordkorea? Die Stühle zerschlissen, Toiletten beschissen, ich such mir ‘nen Job bei Ikea!“
Nach 40 Jahren im Schuldienst muss ich leider feststellen, dass Deutschland in Sachen „Bildung“ nicht mehr in der ersten Liga spielt. Tabea hat schon den Finger auf die Wunde gelegt :-), hier aber trotzdem ein kleiner Schönheitsfehler:
Bei der Ein- schu- lung sag- te Ta- be- a:
u u _ u u _ u u – u (10 Silben: _ betont / u unbetont)
„Wo sind wir denn hier? Nord- ko- re- a?
u _ u u _ u u _ u ( 9 Silben)
ich such mir ‘nen Job bei I- ke- a!“
u _ u u _ u u _ u ( 9 Silben)
Hier etwas von mir zum Thema „Schule“
Voll müde kam Fritz in die Schule
und schlief sofort ein auf dem Stuhle.
Im Traum aß er Eis
mit Himbeeren heiß,
dann weckte ihn leider die Jule.
Mein Freund in der Schule heißt Peter,
zum Unterricht kommt er meist später.
Doch dann kracht er auf,
macht Unsinn zu Hauf.
Zum Schluss lacht er kess und dann geht er.
Ohne Lehrer geht natürlich auch nichts:
Ein älterer Lehrer in Liechtenstein,
lädt gerne die Mädchen zum Dichten ein.
Im Wald zeigt er ihnen
auch noch seine Bienen,
doch dann schläft er unter den Fichten ein.
Über die Frage, ob Limerickzeilen dieselbe Silbenzahl benötigen, scheint keine Einigkeit zu herrschen. Fakt ist jedoch, dass auch Edward Lear, einer der Limerick-Pioniere, durchaus mal Anapäst und Jambus an den Zeilenanfängen abwechselte:
There was an Old Person of Cadiz
Who was always polite to all ladies.
Für mich als Musiker und Sprecher ist wichtig, dass die Betonungen klar sind und das Metrum stimmt (siehe mein Tutorial), einen Wechsel im Auftakt empfinde ich nicht als störend.
Ein Auftaktswechsel innerhalb der Zeilen 1, 2 und 5 ist ja auch nicht verboten, sondern „sollte vermieden werden“. Für einen Musiker ist es ja auch keine große Sache aus einer Silbe (Viertelnote) zwei Silben (Achtelnoten) zu machen – und umgekehrt. Auf meiner Homepage habe ich einmal versucht, das an einem Beispiel klar zu machen, eine Überarbeitung ist schon in Arbeit. Hier der Link:
https://www.joachim-kroll.de/rhythmusvarianten.html. Da ja in deinem Limerick die Betonungen passen, sprach ich auch nur von einem kleinen Schönheitsfehler. Der ist jetzt allerdings weg.
Bei der Einschulung sagte Tabea:
„Ja wir sind doch nicht in Nordkorea?
Die Stühle zerschlissen,
Toiletten beschissen,
na, dann such‘ ich ‘nen Job bei Ikea!“
Auch bei meinen Limericks gibt es gelegentliche Auftaktwechsel, am liebsten aber so wie hier unten:
Mein Onkel, der wohnt jetzt in Lohr
und singt jeden Freitag im Chor.
Auch die Frau singt sehr gern
doch sie bleibt dem Chor fern,
denn freitags, da kommt der Tenor.
Fazit: Ich bleibe natürlich bei meiner Meinung, dass du eine ganz tolle Seite hast!
Viele Grüße von einem schon älteren Limericker
Joachim
Ich habe gar kein Problem damit, wenn es verschiedene Auffassungen gibt und freue mich über Kritik. Ich weiß, dass z.B. der von mir sehr geschätzte H. H. Michels auch großer Verfechter derselben Silbenzahl ist. Ich kenne allerdings keine „Regel“, die das vorschreibt.
Wenn ich keinen Wechsel gewollt hätte, hätte ich z.B. „Zur Einschulung“ genommen, was auch in der engeren Wahl stand. Das gefiel mir aber nicht, da es eine leicht andere Bedeutung hat. Diese Version …
Bei der Einschulung sagte Tabea:
„Ja wir sind doch nicht in Nordkorea? …“
… hat allerdings in der zweiten Zeile eine unschöne Fehlbetonung auf „in“. Auch vom Ausdruck finde ich „Wo sind wir denn hier? Nordkorea?!“ stärker, da es empörter klingt. Ich feile oft länger an den Zeilen, mache Varianten und nehme dann die Version, die für mich am besten klingt.
Ich kann das Beispiel gerne in der nächsten Limerixtrix-Folge mal aufgreifen. Danke für den Input!
Liebe Grüße!