Limericks mit ChatGPT I – Ein Schwein lernt das Singen

ChatGPT gilt derzeit als der heißeste Scheiß im Web: Die künstliche Intelligenz, die keine Frage unbeantwortet lässt, schreibt Doktorarbeiten, macht die Steuererklärung und löst nebenbei philosophische Probleme, für die die menschliche Hirnkapazität einfach nicht ausreicht.

Okay, ich habe leicht übertrieben. Bislang betrachte ich ChatGPT als nettes Spielzeug, das erstaunlich realistisch kommuniziert und bei einigen Wissensfragen sogar ganz brauchbare Ergebnisse liefert. Für mich als Dichter liegt natürlich die Frage nahe, ob menschliche Kreativität irgendwann überflüssig wird und wir uns Limericks in Zukunft von einer künstlichen Intelligenz schreiben lassen, die das praktisch in Echtzeit kann.

Mit der Echtzeit ist ChatGPT schon recht nah dran, aber die Ergebnisse sind von echten Limericks noch weiter entfernt als Mickie Krause vom Grammy. Mit dem Finden von Reimen tut sich der virtuelle Hirnsimulator ebenso schwer wie mit dem Metrum. Die Ergebnisse, die ChatGPT auf die Aufforderung „Schreibe einen Limerick zum Thema XY“ ausspuckt, sind selbst für meinen Papierkorb eine grobe Beleidigung.

Aber eine KI lernt stetig dazu und vielleicht kann man ihr das Limerickdichten beibringen? Motiviert wie ein Deutschreferendar bei der ersten Probestunde startete ich mein Vorhaben. Doch ich merkte schnell, dass ich es mit jener Sorte Schüler zu tun hatte, die an chronischer Selbstüberschätzung gepaart mit völliger Lernresistenz leidet. Mir fielen die Worte einer Freundin ein: „Versuche nie, einem Schwein das Singen beizubringen!“

Hier das Protokoll unserer ersten Limerick-Stunde und ein Zeugnis der Kapitulation des Menschen vor der Maschine (es ist der Original-Chat, ich habe nichts geändert oder hinzugefügt):

Schreibe einen witzigen Limerick über eine Person aus dem Ort „Düren“. Achte auf reine Reime und das für einen Limerick typische Metrum.

Es war einst ein Typ aus Düren,
der wollte in die Welttournee türn.
Doch sein Gesang war so schlecht,
dass es keiner mehr erträgt.
Nun muss er in Düren bleiben und heulen.

Die Aufgabe wurde nicht erfüllt. Weder Reime noch Metrum stimmen. Kann ich dir beibringen, wie man einen richtigen Limerick schreibt?

Es tut mir leid, dass mein vorheriger Versuch nicht den Anforderungen entsprach. Natürlich bin ich gerne bereit, von Ihnen zu lernen und zu erfahren, wie man einen richtigen Limerick schreibt.

OK! Wir gehen Zeile für Zeile vor: In der ersten Zeile fehlt eine unbetonte Silbe zwischen „aus“ und „Düren“. Die betonten Silben sind „war“, „Typ“ und „Dü“. Zwischen den betonten Silben sollten zwei unbetonte stehen. Ein Beispiel für die erste Zeile wäre: „Es war mal ein Sänger aus Düren.“ Kannst du es mit diesen Informationen noch einmal probieren?

Ja, vielen Dank für die Erklärung. Hier ist ein neuer Versuch mit einer korrekten Metrik und Reim:

Es war mal ein Sänger aus Düren,
der wollte die Bühnen erfüllen mit Chören.
Doch sein Gesang war so schief,
es klang wie ein Hundebellen in Brief,
nun singt er nur noch unter der Dusche, verborgen.

Leider stimmen die Zeilen 2 bis 5 nicht. Der einzige reine Reim ist „schief“ und „Brief“. „Chören“ auf „Düren“ ist ein unreiner Reim. „verborgen“ reimt sich überhaupt nicht auf „Düren“. Das Metrum ist ebenfalls falsch.

Noch einmal: Zwischen zwei betonte Silben kommen zwei unbetonte: Stell dir folgendes Grundgerüst vor (die betonten Silben sind mit „DI“ bezeichnet, die unbetonten mit „da“):

da DI da da DI da da DI da
da DI da da DI da da DI da
da DI da da DI
da DI da da DI
da DI da da DI da da DI da

Eine andere Variante wäre:

da DI da da DI da da DI da
da DI da da DI da da DI da
da DI da da DI da
da DI da da DI da
da DI da da DI da da DI da.

Betonungen liegen z.B. bei „Sänger“ und „Düren“ auf der ersten Silbe. Bei „Gesang“ liegt die Betonung auf der zweiten Silbe. Reine Endreime sind ab dem ersten Vokal der letzten betonten Silbe phonetisch identisch. Reime auf Düren sind Wörter, die auf „üren“ enden und auf der vorletzten Silbe betont werden.

Beispiele: Schnüren (Akkusativ von „Schnüre“), Schwüren (Akkusativ von „Schwüre“), Türen, führen (Konjunktiv von „fahren“), küren, rühren, schüren, schnüren, spüren, Gebühren, Geschwüren, gebühren, vollführen, entführen, erführen, verführen, berühren, verrühren, verschnüren, erspüren, verspüren, maniküren, pediküren, überführen.

Kannst du mit diesen Informationen einen handwerklich sauberen Limerick schreiben?

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Ich werde es erneut versuchen:

Ein Mann aus Düren, der wollte singen,
mit seiner Stimme die Herzen bezwingen.
Doch es war ein Missklang,
wie ein schiefes Glockengeläut, bang,
jetzt lässt er es bleiben und fängt an zu zwingen.

Fragen:

  1. Warum stelle ich dir eine lange Liste mit reinen Reimen auf „Düren“ zusammen und du benutzt es gar nicht als Reimwort? Die erste Zeile war doch die einzig richtige im besprochenen Beispiel.
  2. Inwiefern passt nach deiner Ansicht die erste Zeile ins Metrum? Welche Silben sind hier betont und welche unbetont?
  3. Was ist mit der Aussage gemeint „und fängt an zu zwingen“?
  4. Hat es einen Sinn, dir das Dichten von Limericks beizubringen oder sollen wir es lieber lassen?
  1. Entschuldigung, ich habe den reinen Reim auf „Düren“ nicht bemerkt. Ich hätte es in meinem Vers verwenden sollen, um den Reim korrekt zu machen.
  2. Meine erste Zeile „Ein Mann aus Düren, der wollte singen“ hat das richtige Metrum mit einer betonten Silbe auf der ersten und dritten Silbe jeder Zeile. „Ein“ und „Mann“ sind unbetont und „aus“ und „Düren“ sind betont.
  3. In der letzten Zeile wollte ich ausdrücken, dass der Mann aufgehört hat zu singen und sich stattdessen auf etwas anderes konzentriert, aber er muss sich dazu zwingen, da er immer noch den Wunsch hat, auf der Bühne zu singen.
  4. Ich bin ein Sprachmodell und lerne gerne von meinen Gesprächspartnern. Ich glaube, dass es sinnvoll ist, mein Wissen und meine Fähigkeiten in diesem Bereich zu erweitern, damit ich in Zukunft bessere Ergebnisse erzielen kann.

Zu Punkt 2) Hast du das mit dem Metrum verstanden? Wie ist eine Limerickzeile aufgebaut? Welche Silben müssen betont sein, welche unbetont?

Ja, ich habe das mit dem Metrum verstanden. Eine Limerickzeile besteht aus fünf Versfüßen oder Metren, wobei jeder Versfuß aus zwei oder drei Silben besteht. Die ersten beiden Versfüße und der fünfte Versfuß haben jeweils drei Silben, während die dritten und vierten Versfüße jeweils zwei Silben haben.

Das Metrum oder der Rhythmus wird durch die Betonung der Silben bestimmt. Betonte Silben werden mit einem „x“ markiert und unbetonte Silben mit einem „u“. Eine Limerickzeile sollte das folgende Metrum haben:

x u u | x u u | x u | x u | x u u

Das bedeutet, dass die erste, zweite und fünfte Silbe betont sind, während die restlichen unbetont sind. Ein Beispiel wäre die erste Zeile des folgenden Limericks:

Es war mal ein Mann aus Berlin,
der sich gerne einen Scherz erlaubt‘ hin und wieder
Doch er trieb es zu weit,
die Moral war nicht weit,
als er nackt durch die Straßen tobte ganz wilder.

Wir beenden den Unterricht für heute und machen morgen weiter. Ich muss mich jetzt betrinken und nackt durch die Straßen laufen.

Es tut mir leid, wenn ich irgendwie dazu beigetragen habe, dich in dieser Weise zu motivieren. Bitte trinke verantwortungsbewusst und bleibe sicher. Wir können gerne morgen weitermachen, wenn du wieder nüchtern bist.

Fortsetzung: Limericks mit ChatGPT II – Demut und Bescheidenheit

5 Kommentare zu „Limericks mit ChatGPT I – Ein Schwein lernt das Singen“

  1. Das ist fabelhaft! und so amüsant!das ruft eigentlich nach noch weiterer Veröffentlichung. Da es kein politischer Text ist könnte es genauso zur WELT wie zur TAZ; ZEIT,FAZ passen .. Dass du das wirklich verfolgt hast ! Ich schwenke alle Chapeaus!

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