Ein Limerick muss nicht immer rein sein und es gibt reichlich Beispiele für zotige Limericks, bei denen selbst Beate Uhse rote Ohren bekommen hätte. Was dem Limerick an inhaltlicher Sauberkeit abgeht, ist jedoch bei den Reimen umso wichtiger: unreine Reime verwässern den Limerick und schwächen seine Wirkung.
Aber was ist eigentlich ein Reim? Genauer gesagt: ein Endreim, also ein Reim, der am Ende einer Zeile steht und ohne den ein Limerick kein Limerick ist. Es gibt auch andere Arten von Reimen, die aber beim Limerick keine Rolle spielen. Allenfalls der Binnenreim wäre als optionales Stilmittel noch interessant, aber das ist ein Thema für Fortgeschrittene! Also, wenn ich im Folgenden von Reimen spreche, dann meine ich immer Endreime!
Man könnte annehmen, dass sich Wörter reimen, die am Ende gleich geschrieben werden. Aber schon die unterschiedliche Aussprache der Buchstabenkombination „WEG“ in „Geh weg!“ und „Gehweg“ zeigt, dass wir mit dieser Annahme auf dem Holzweg sind. Ähnliches gilt z.B. für den Artikel „das“, der sich trotz gleicher Endung weder auf „Gas“ noch auf „Gras“ reimt, aber dafür auf „Verlass“, „krass“, „en masse“ und „nass“. Es geht also ausschließlich um den Klang: „Larve“ reimt sich auf „Harfe“, „bekannt“ auf „Stand“ und „Namen“ auf „Rahmen“.
Merke
Beim Endreim kommt es einzig auf den Klang und nicht auf die Schreibweise an!
Und ja, „brenzlig“ reimt sich tatsächlich perfekt auf „gänzlich“, denn im Hochdeutschen spricht man Silbenenden auf „-ig“ in den meisten Fällen wie „-ich“ aus. Für Menschen aus dem süddeutschen Raum oder Österreich mag das gewöhnungsbedürftig sein, aber zwanzig und ranzig wie „zwanzik“ und „ranzik“ ausgesprochen, gilt als Dialekt, im Hochdeutschen sagt man „zwanzich“ und „ranzich“. Wenn du mehr darüber wissen willst, lies diesen Artikel mit Erläuterungen über die Aussprache von ig-Endungen. Wenn du Limericks in Mundart schreibst, dann darfst du natürlich so reimen, wie dir der Schnabel gewachsen ist!
Reimregel 1
Klingen zwei Wörter ab dem ersten Vokal der letzten betonten Silbe exakt gleich (fliegen, liegen, verbiegen, besiegen usw.), spricht man von einem reinen Reim. Klingen zwei Wörter ab dem ersten Vokal der letzten betonten Silbe nicht hundertprozentig gleich (fliegen, lügen), spricht man von einem unsauberen oder unreinen Reim.
Reimregel 2
Die Anfangslaute der betonten Silbe müssen sich unterscheiden (fliegen, liegen, verbiegen).
„Erkennen“ und „verkennen“ bilden einen identischen Reim*), da die Betonung auf „ken“ liegt und wir somit „kennen“ auf „kennen“ reimen. „Erkennen“ und „benennen“ bilden einen echten Reim, da sich die Anfangskonsonanten in „kennen“ und „nennen“ unterscheiden. Beim Beispiel „liegen“ und „fliegen“ haben wir einmal ein „l“ und einmal die Kombination „fl“, somit gibt es auch hier einen Unterschied, auch wenn das „l“ in beiden Wörtern auftaucht. Der Reim funktioniert auch dann, wenn die letzte betonte Silbe mit einem Vokal beginnt, z.B. „Anne“ und „Kanne“, „Dübel“ und „übel“, „Ocker“ und „Hocker“ usw.
*) Genau genommen handelt es sich hier um einen sogenannten rührenden Reim, bei einem identischen Reim wird einfach nur ein Wort wiederholt, aber man muss die Fachbegriffe nicht kennen, um zu merken, dass beide Arten Reime zu bilden nicht optimal sind.
Andere Sprachen haben meist andere Ausspracheregeln, aber trotzdem dürfen wir grenzüberschreitend reimen, wenn es phonetisch passt:
Es war ein Salat aus Great Britain,
den ließ man zum Zweikampfe bitten.
Die mächtige Gurke
besiegte der Schurke
im Nu, sie hat nicht lang gelitten.
Hintergründe zu diesem Limerick
„Bitten“ und „gelitten“ enden klanglich sehr ähnlich wie das englische Wort „Britain“, trotz der anderen Schreibweise, und gehen daher als saubere Reime durch. Manche Limerickdichter machen sich einen Scherz aus der unterschiedlichen Schreibweise und würden „bitten“ und „gelitten“ ähnlich wie „Britain“ schreiben, also „bittain“ und „gelittain“. Beliebt ist auch, Reime auf französische Orte wie „Bordeaux“ so zu schreiben: „Kleaux“, „halleaux“, „freaux“ (wer es nicht erkennt: Klo, hallo und froh).
Das geht natürlich auch mit deutschen Orten wie im folgenden Limerick aus dem Büchlein „Limerick teutsch“ von Georg Bungter und Günter Frorath:
Zwei ältere Damen aus Rheydt,
die lebten in ständigem Strheydt.
Sie warfen sich Töpfe
mit Lehm an die Köpfe
und taten sich manches zulheydt.
Was beim Lesen ganz originell wirkt, fällt natürlich beim Vortrag völlig unter den phonetischen Tisch.
Im nächsten Abschnitt gehe ich auf unreine Reime ein, die man im Limerick, wenn überhaupt, nur sehr sparsam einsetzen sollte.