Unreine Reime

Unreine Reime sind die Schmuddelkinder unter den Reimen, die man beim Limerick allenfalls sparsam einsetzen sollte. Ob ein Reim sauber ist, merkst du am besten, wenn du ihn laut aussprichst.

Unreine Reime sind in deutschen Popsongs heute an der Tagesordnung und im Hip Hop gehören sie fast schon zur Street Credibility. Beim Limerick wird jedoch noch ganz klassisch sauber gereimt und jeder schiefe Reim fällt sofort ins Auge bzw. ins Ohr!

„Leben“ auf „nehmen“, „Frieden“ auf „lieben“, „reimen“ auf „keinen“ oder gar auf „reiten“ sind sogenannte „Assonanzen“, klangliche Übereinstimmungen bei den Vokalen, aber keine echten Reime und beim Limerick ein Makel.

Jemanden in München zu lynchen ist nicht sehr nett, aber es ist trotz der unterschiedlichen Schreibweise ein perfekter Reim. Ein Hündchen in München ist nicht mehr ganz so stubenrein, aber noch im Rahmen, während ein Hühnchen in München schon etwas gewöhnungsbedürftig ist. Wer jedoch im Limerick „Türmchen“ auf „München“ reimt, den sollte man tatsächlich aufgrund phonetischer Inkompetenz lynchen!

Unsaubere Reime würde ich dann zulassen, wenn der Limerick ansonsten gelungen ist, sich auch nach längerem Suchen keine gute Alternative als Reim findet und sie nicht so weit daneben liegen, dass sie den Limerick komplett verhunzen. Einen tollen Limerick in die Tonne zu treten, weil ein Reim nicht ganz sauber ist, würde auch ich nicht übers Herz bringen. Schließlich hat auch der gute alte Goethe nicht immer nur sauber gereimt:

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!

aus „Der Zauerlehrling“

„Willen“ auf „Hüllen“ ist ein unreiner Reim. Ein perfekter Reim, aber zugegeben etwas albern wäre z.B.

Nimm die schlechten Lumpenhüllen,
du sollst meinen Humpen füllen!

Ich habe hier auch noch einen erweiterten Reim eingebaut, in diesem Fall ein Doppelreim, wodurch die Zeile eine komische Note bekommt. (Sorry, Johann Wolfgang, ich bin nur ein kleiner, alberner Limerickdichter!)

Generell haben die alten Meister gerne schon mal „i“- auf „ü“-Laute gereimt bzw. „e“ auf „ö“, da sie phonetisch recht ähnlich sind. In einem solchen Fall hat man also die beste aller Ausreden, wenn man es selbst so macht. Trotzdem würde ich immer überlegen, ob es nicht auch eine saubere Alternative gibt, denn es klingt einfach besser!

Was hingegen gar nicht geht, erfährst du im nächsten Absatz:

Falsche Betonungen »

« zurück zu „Was ist ein Reim?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen