Limerick-Anleitung

Diese Limerick-Anleitung verschafft dir einen Einblick in die Welt des Limericks und arbeitet die wichtigsten Punkte ab, die man beim Limerickschreiben beachten sollte. Wenn du das Limerickschreiben wie ein Profi beherrschen möchtest, empfehle ich dir mein ausführliches Limerick-Tutorial mit vielen Beispielen, Hilfsmitteln, Tipps und einem Praxisteil.

Was ist ein Limerick?

Ein Eichhörnchen seufzte in Füssen,
es sei eine Last mit den Nüssen.
„In die Schnute geklemmt
wird der Sprachfluss gehemmt.
Ja, und außerdem stört das beim Küssen.“

Ein Limerick ist ein fünfzeiliges, meist humorvolles und pointiertes Gedicht mit einem aabba-Reimschema und einem festen Metrum.

Na dann ist ja alles klar! Nein? Kein Problem, wir gehen alle wichtigen Merkmale eines Limericks durch und beginnen mit dem wohl bekanntesten:

Reimschema aabba

Mit aabba ist nicht etwa eine schwedische Popgruppe gemeint, sondern die Abfolge der Reime in einem Limerick. Es gibt vor, dass sich die zweite und fünfte Zeile jeweils auf die erste reimen, während Zeilen drei und vier ein eigenes, eingeschobenes Reimpaar bilden müssen.

Es wollte ein Cowboy aus Datteln (a)
sein Pferd fürs Oktoberfest satteln. (a)
Er hasste das Saufen, (b)
das Schunkeln und Raufen, (b)
doch konnte er wunderbar platteln. (a)

Der Limerick ist quasi ein Sandwich mit zwei Brotscheiben oben und einer unten. Doch Vorsicht! Nicht alle Gedichte mit diesem Reimschema sind Limericks. Das Volkslied „Kein schöner Land“ beispielsweise ist kein Limerick, trotz eines aabba-Schemas:

Kein schöner Land in dieser Zeit
als hier das uns’re weit und breit,
wo wir uns finden
wohl unter Linden
zur Abendzeit.

Warum das kein Limerick ist, wird im nächsten Kapitel klar.

Das Metrum

Um ein Limerick zu sein, braucht ein Gedicht einen ganz bestimmten Rhythmus, korrekt gesagt: ein Metrum. Damit ist eine gleichmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben gemeint. Beim Limerick liegen zwischen zwei betonten Silben zwei unbetonte. Wenn es dir noch schwer fällt, die Betonungen zu erkennen, hilft es dir, den Limerick laut zu lesen und auf den fettgedruckten Silben zu klatschen:

Es wollte ein Cowboy aus Datteln,
sein Pferd für’s Oktoberfest satteln.

Doch konnte er wunderbar platteln.

Man sieht deutlich, dass hier jede Zeile exakt denselben Rhythmus hat:

da-di-da, da-di-da, da-di-da.

Auch die Zeilen 3 und 4 sind metrisch genau gleich und es liegen zwei unbetonte Silben zwischen den betonten:

Er hasste das Saufen,
das Schunkeln und raufen.

da-di-da, da-di-da

Falsch wäre:

Ein Cowboy ritt nach München,
um dort sein Pferd zu lynchen.

Hier ist jede zweite Silbe betont wie bei einem Marschrhythmus. Ein Limerick erinnert hingegen eher an einen Walzer oder z.B. ein klassisches Scherzo wie der 2. Satz aus Beethovens 9. Sinfonie, der uns im Hauptthema das „da-di-da, da-di-da“ regelrecht einhämmert.

In folgendem Hörbeispiel wird das Metrum eines Limericks mit Hilfe meines Limerick-Metronoms und den Silben „da-di-da“ verdeutlicht.

Eine Limerickzeile beginnt in der Regel mit einer oder zwei unbetonten Silben:

Es war mal ein Maurer aus Nauen,
der machte sich wenig aus Frauen.

da-di-da, da-di-da, da-di-da

Eine vorlaute Oma aus Bayern,
die bewarf die Passanten mit Eiern.

da-da-di, da-da-di, da-da-di-da

Eine Zeile kann betont oder unbetont enden:

1) Es war mal ein Mädchen aus Bonn
2) Es war mal ein Mädchen aus Dresden
3) Es war mal ein Mädchen aus tersloh

Das sind alles korrekte Limerickanfänge.

Wenn das für dich alles noch etwas verwirrend ist, findest du noch mehr über das Limerick-Metrum im entsprechenden Kapitel meines großen Limerick-Tutorials. Dort gibt es auch eine Silbentabelle und ein Limerick-Metronom. Wichtig ist letztlich, dass man nicht zu verkopft an die Sache herangeht, sondern das Metrum verinnerlicht und fühlt, dann schreibt man automatisch richtig, ohne Silben zählen zu müssen.

Zeilenlängen

Die richtige Zeilenlänge wird nicht anhand der Silbenanzahl bestimmt, sondern anhand der Anzahl der betonten Silben. Die Zeilen 1, 2 und 5 haben drei betonte Silben, die Zeilen 3 und 4 haben zwei betonte Silben.

Falsch und somit kein Limerick (trotz eines korrekten Metrums und des aabba-Schemas):

Es war mal ein Säufer, der wohnte in Herne.
Er zählte des Abends so gerne die Sterne.
Er seufzte und rauchte drei Fluppen
und zählte am Himmel zwölf Schnuppen.
Dann rannte er gegen die Straßenlaterne.

Richtig:

Es war mal ein Säufer aus Herne,
der schaute im Suff in die Sterne.
Er zählte zwölf Schnuppen
und rauchte drei Fluppen.
Dann kotzte er an die Laterne.

Humor und Pointe

Im letzten Beispiel wird die melancholische Stimmung und damit auch die Erwartung des Lesers in der letzten Zeile im wahrsten Sinne des Wortes gebrochen. Man hätte vielleicht gedacht, dass er dabei einschläft oder sich etwas wünscht. Aber das wäre zu langweilig für einen Limerick. Eine Pointe ist das Salz in der Limericksuppe, der Paukenschlag im Schlaflied, die Dragqueen im Vatikan, das Blockflötenfinale im Metal-Song – die Pointe stört die Ordnung und gibt dem Limerick den richtigen Dreh in eine unerwartete Richtung:

Nach der Krönung von Charlie dem Dritten
ließ der König zum Festmahle bitten.
Auch Herr Klein war zugegen
und fragte verwegen:
„Ey, Leute, gibt’s hier keine Fritten?“

Manchmal bringt auch ein ungewöhnlicher Reim am Schluss schon den gewünschten Effekt:

Es war eine Dame aus Rottweil,
die glaubte seit Kurzem an Gott, weil
der Mann, den sie mochte,
so himmlisch gut kochte,
besonders fand sie sein Kompott geil.

Themen und Inhalt

Ein klassischer Limerick erzählt von Dingen, die in der Vergangenheit liegen, steht also in der Regel im Präteritum. Er handelt meist von einer oder mehreren Personen (es können auch Tiere sein) aus irgendeinem Ort. Der Witz dabei ist, dass der Ortsname am Ende der ersten Zeile steht und einzig dazu da ist, den Reim vorzugeben. Es ist völlig unwichtig, wie es dort aussieht und wie die Menschen dort leben, denn inhaltlich sind Limericks ohnehin meist völlig verrückt. Übertreibung und Anarchie sind wichtige Stilmittel beim Limerick:

Ein Kleinkind im Ghetto von Düppel,
das schwang einen riesigen Knüppel
und schrie: „Ich begrüß es,
gebt ihr mir was Süßes!
Sonst schlag‘ ich euch alle zum Krüppel!“

Düppel ist ein eher biederes Villenviertel in Berlin, aber ein Limerick darf die Realität ordentlich verzerren. Es kann Spaß machen, sich Listen mit allen möglichen Orten auf der Welt vorzunehmen und darauf zu limericken, was das Zeug hält. Nimmt man noch Stadtteile, Ländernamen, Inseln, Gebirge, Regionen oder gar Planeten und Sterne hinzu, sind die Möglichkeiten grenzenlos.

Während das Reimschema und das Metrum essentiell für einen richtigen Limerick sind, sind der Ortsname und das Präteritum nicht verpflichtend. Es gibt viele schöne Limericks, die ohne Ort auskommen. Es gibt sogar Limericks zu ernsten Themen, die völlig auf Humor verzichten, so wie dieser etwas schwermütige Limerick:

Es war mal ein kleines Gedicht,
das machte ein finst’res Gesicht.
Die Welt wird nicht heilen
durch lustige Zeilen.
Pointe? Auch die gibt es nicht.

Das Wichtigste beim Limerick ist, dass er überrascht oder etwas auslöst. Das kann ein Lachen sein, aber auch eine Stimmung oder ein Gedanke, der hängen bleibt:

Wo ist sie geblieben, die Heiterkeit
in unserer Krisen- und Scheiterzeit?
Sie sitzt dort im Baum,
man sieht sie ja kaum.
Wird Zeit, dass mir jemand ‘ne Leiter leiht!

Es sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die der Limerick bietet. Es macht Spaß, mit dieser Gedichtform zu experimentieren und sich selbst und andere mit neuen Ideen zu überraschen.

12 Tipps für einen gelungenen Limerick

  1. Ein Limerick hat 5 Zeilen und das Reimschema aabba.
  2. Ein Limerick hat ein festes Metrum mit zwei unbetonten Silben zwischen zwei betonten (da-di-da-da-di-da-da-di-da …).
  3. Eine Limerickzeile beginnt mit einem Auftakt aus einer oder zwei unbetonten Silben.
  4. Achte auf möglichst reine Reime.
  5. Eine überraschende Pointe und/oder ein origineller Reim am Schluss sind das Salz in der Suppe.
  6. Versuche nicht, sofort einen perfekten Limerick zu schreiben, sammle Ideen und stelle deinen inneren Kritiker zunächst auf stumm.
  7. Ein guter Limerick braucht Zeit. Gib dich nicht gleich mit dem ersten Ergebnis zufrieden, probiere Varianten aus und feile daran.
  8. Wenn du mit einer Idee nicht weiterkommst, hebe sie dir für später auf und probiere etwas Neues.
  9. Lass deinen Limerick ein paar Tage liegen und überarbeite ihn ggf. noch einmal. Hier sollte auch der innere Kritiker wieder mitreden dürfen.
  10. Lies deinen Limerick laut, um zu prüfen, ob Metrum, Fluss und Reime stimmen.
  11. Lies deinen Limerick jemand anders vor, um die Wirkung zu prüfen.
  12. Schreibe und überarbeite regelmäßig Limericks, dann bekommst du Routine und wirst immer besser!

Ich wünsche dir viel Spaß beim Dichten und eine gute Reimreise!

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